Ortsgeschichte Schwarzach

Wappen Schwarzach
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Wappen Schwarzach

In seiner Entwicklung ist Schwarzach eng mit der hier bis 1803 bestehenden Benediktinerabtei verknüpft, so wurde auch das klösterliche Wappen mit Schlüssel und Schwert zum Gemeindesiegel.

Das Reichskloster erscheint erstmals 817 in einer Urkundenabschrift als „Suarizaha“. 994 wurde dem Kloster das Marktrecht verliehen. In der Klosterkirche brachen mehrfach Brände aus. Nach einem Großbrand 1299 musste die Kirche neu aufgebaut werden. 1302 wird das neue Gotteshaus feierlich eingeweiht. Seit nunmehr 700 Jahren wird diese „Kirchweih“ alljährlich am dritten Dienstag im Oktober mit der Schwarzacher Kirwe gefeiert.

Ursprünglich gehörte Schwarzach kirchlich zur Mutterpfarrei Scherzheim bzw. Stollhofen. Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts entsteht eine eigene Pfarrei zu der die Dörfer Hildmannsfeld, Greffern und Moos sowie der Weiler Kinzhurst und später noch Leiberstung gehören. Nachdem in Lichtenau der Graf von Hanau die Reformation eingeführt hatte, fiel Mitte des 16. Jahrhunderts auch Ulm in kirchliche Betreuung an Schwarzach. Pfarrkirche war zunächst die St. Michaelskirche und nach deren Abriss 1807 die Abteikirche.

Verwaltungs- und gerichtsmäßig bestand hier der sogenannte innere oder Schwarzacher Stab mit dem Schultheißenamt. Später residierte in Schwarzach der Amtmann. Nach Aufhebung des Klosters trat anstelle des klösterlichen, das badische Amt Schwarzach, das 1809 endgültig aufgelöst wurde. Im Bauernkrieg hatte der Ort wie auch das Kloster unter dem von umliegenden Dörfern kommenden „Schwarzacher Haufen“ sehr zu leiden. Im 30jährigen Krieg wurde Schwarzach wie die anderen Orte völlig ausgeplündert und ruiniert. Im Ort selbst überlebten von insgesamt 110 Bürgern nur 30. Als nach dem Krieg alles „verwahrlost“ war, wurde das zeitweise leer gestandene Kloster mit den Reliquien der hl. Rufina beschenkt, deren Ehrentag alljährlich stets festlich begangen wird.

Im Holländischen Krieg wurde Schwarzach mehrmals verheert: „Die Kaiserlichen haben schrecklich gehaust, teilweise ärger als es im Schwedenkrieg herging“. – Die unmittelbare Nähe zur „Bühl-Stollhofener Linie“ – einem militärischen Verteidigungswerk zum Schutze der Markgrafschaft Baden – zog Schwarzach ebenfalls in Mitleidenschaft.

In der Zeit zwischen 1761 und 1790 wurde die barocke Klosteranlage errichtet und die Kirche selbst unglücklichen Barockisierungsversuchen unterzogen. Aus einer Beschreibung von 1802 geht hervor, dass in dem um den Klostervorhof errichteten Gebäuden ehemals die Kanzel, Gästezimmer, Apotheke mit Laboratorium, Gesindestube mit Küche, die Mühle, große Speicher und Scheunen, Wohnungen für Knechte und Mägde mit Rindviehställen, Pförtnerwohnungen, Feuerwehrremisen, Schreiner und Küfereien sowie die Wohnungen für die Kutscher und auch Pferdeställe untergebracht waren.

Als in den Jahren 1967/69 eine dringend notwendige Kirchenrestaurierung durchgeführt wurde, um das Münster als Kleinod mittelalterlicher Säulenbaukunst (letzte Schöpfung der Hirsauer Bauschule) vor dem Verfall zu retten, hat man gleichzeitig die Gelegenheit genutzt, alle barocken Veränderungen rückgängig zu machen und die Abteikirche auf ihren ursprünglichen baulichen Stand zurückzuführen. Immerhin vereinigt sie noch heute vier Baustile; die vorherrschende Romantik, die Gotik mit ihren spitzbogigen Schallfenstern im Turm und den spitzbogigen Arkaden in der Vierung, die Renaissance mit dem kunstvollen holzgeschnittenen Chorgestühl und den Barockstil mit der Barockorgel und dem monumentalen Barockaltar.

Neben dem imposanten Klostermünster – in dem in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Rastatt seit Jahren die bekannten Münsterkonzerte stattfinden – sind von der ehemaligen barocken Klosteranlage nach Abbruch vieler Bauten nur einige Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude mit dem prächtigen Klostertor erhalten geblieben. Mit dem Abbruch des beherrschenden Hauptbaus für Abt und Konvent im 19. Jahrhundert wurde der Gesamtanlage der wesentlichste Teil genommen. Dennoch versprüht der Klosterhof noch heute den Charme einer romantischen Klosteranlage.

Letzter nicht nur in Fragmenten erhaltener Teil der mittelalterlichen Bebauung der Abtei ist das 1521/22 erbaute Beinhaus, das ursprünglich Teil des alten Dorffriedhofes war und in dem heute die Originalfiguren des Klosterportals ausgestellt werden.

Trotz aller Rückschläge durch Kriege und Mißernten zeugen noch heute die imposanten Fachwerkbauten von gewissem Wohlstand der Schwarzacher Bevölkerung, der vor allem vom Anbau des Hanfes stammte. Ein Hanfbrechhaus stand am westlichen Ortsausgang von Schwarzach. Nachdem der Hanfanbau nach dem Aufkommen von Sisal und Drahtseilen nicht mehr rentabel war, zwang die wirtschaftliche Not des 18. Jahrhunderts große Teile der Bevölkerung zur Auswanderung nach Amerika.

1859 hatte der damalige Pfarrverweser der Pfarrei Schwarzach und spätere Abgeordnete der zweiten Kammer des Badischen Parlamentes Franz Xaver Lender im ehemaligen klösterlichen Amtskellereigebäude eine private Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder gegründet. Nach dem Tod Lenders wurde die Anstalt 1913 zunächst in den Verein Franziskusheim Schwarzach e.V. und 1925 in ein reines Mädchenheim umgewandelt und durch Anbauten wesentlich erweitert. Das Franziskusheim besteht heute aus einer Schule für Erziehungshilfe und einer Sonderberufsschule mit Ausbildungsmöglichkeit in Pferde- und Hauswirtschaft.

Auf dem Gelände des ehemaligen Gemüsegartens des Klosters entstand 1956 die neue Volksschule Schwarzach mit landwirtschaftlicher Berufsschule für Knaben und Mädchen und separat stehender Turnhalle. Das Schulgebäude besaß sechs Schulsäle, von denen damals vier erstmals nicht mit Bänken sondern mit Tischen ausgestattet worden waren. Lehrerzimmer, Schulbibliothek, Konferenzzimmer und ein Zimmer für Schuluntersuchungen ergänzten den Bau. Das neue Gebäude wurde damals als revolutionärer Schulbau und richtungsweisende Einrichtung gefeiert.

Nach der Gemeindereform wurde diese Schule zur „Realschule Rheinmünster“. Durch Neu- und Erweiterungsbauten zuletzt 2000 wurde die Realschule immer wieder den neuesten pädagogischen Anforderungen angepasst. Die auf dem gleichen Areal untergebrachte Grundschule Schwarzach erfuhr 2003 eine umfassende Sanierung.

Nach der Gemeindereform 1974 wurde die Zusammenfassung der in den Ortsteilen dezentral untergebrachten Verwaltungseinheiten in einem Rathaus – untergebracht im ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters Schwarzach – vollzogen. Das zentrale Rathaus der Gemeinde Rheinmünster konnte im Oktober 1980 bezogen werden.